The Hessische Niedersächsische Allgemeine reports that Jimmie Durham’s artwork, a rare breed of apple tree originally bred by a priest imprisoned in Dachau amid World War II, has been eviscerated by a vandal. The motivation behind destroying this historically charged artwork is not yet known. Durham’s other tree in the documenta garden, an Arkansas Black Apple tree from the artist’s home town, was untouched.
Carolyn Christov-Bakargiev, Michael Boßdorf, and Jimmie Durham plant an apple tree in the documenta garden
The tree, a breed called the Korbinian apple, is named after its creator, Bavarian priest Korbinian Aigner (1885-1966). Aigner was imprisoned for dissident preaching and publicly speaking sympathetically about an assassination attempt on Hitler. He escaped Nazi imprisonment while Dachau prisoners were being relocated to a Tyrolian camp in April 1945. One of Aigner’s apple breeds, which he systematically named KZ 1 to KZ-4, was posthumously renamed after him in 1985. Also on view at documenta13 were Aigner’s 900 postcard-sied painting of apples, which bear a seriality akin to Hanne Darboven.
Planted in 2011, the Korbinian apple trees at documenta13 likely wouldn’t have been able to produce apples for some years. Durham produced a limited edition run of apfelsaft (apple juice) for the exhibition.
Read the HNA report (in German) below.
Kassel. Nur noch einer von Jimmie Durhams beiden documenta-Obstbäumen gedeiht im Kirschgarten der Karlsaue nahe der Orangerie.
Der „Arkansas Black Apple Tree“ aus der Heimat des Künstlers, der dem Indianervolk der Cherokee angehört, ist seit 2011 auf etwa eineinhalb Meter Höhe gewachsen und entwickelt sich laut den MHK-Gärtnern gesund.
Doch weit symbolträchtiger für die documenta 13 von Carolyn Christov-Bakargiev, die im Vorfeld der Schau auch beim Pflanzen half, war der Korbinians-Apfelbaum, der jetzt von Vandalen zerstört wurde: Im Fridericianum wurden parallel Apfelblütenporträts des Züchters und KZ-Häftlings Korbinian Aigner gezeigt. Und ein Korbinians-Apfelsaft, eigens für die Kunstschau vor drei Jahren produziert, entwickelte sich zur gefragten documenta-Erfrischung. Auch der kunstsinnige Hollywoodstar Brad Pitt trank ihn gerne während seiner Kassel-Visite.
Unter einem Dutzend bleibender Hinterlassenschaften aus 60 Jahren documenta im Stadtgebiet war Durhams Arbeit vor wenigen Tagen erst in einem HNA-Themenschwerpunkt aufgelistet gewesen. Es war ein aufmerksamer Leser, der die Zerstörung des Apfelbaums öffentlich machte, als er mit der HNA unterm Arm alle Außenkunstwerke abspazierte: „Wie kann in der documenta-Stadt ein Kunstwerk verschwinden?“, fragte sich Uwe Schmidt und erfuhr bei der für die Karlsaue zuständigen MHK, dass der junge Apfelbaum tatsächlich weg ist – er wurde mutwillig zerstört.
Spatenstich im Vorfeld der d13: Im Herbst 2011 pflanzten documenta-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev, Michael Boßdorf von der MHK (Mitte) sowie Künstler Jimmie Durham zwei junge Apfelbäumchen im Kirschgarten am Rande des Staatsparks Karlsaue. Archivfoto: Herzog
Ist es nun aber Baumfrevel oder gar ein Anschlag auf die Kunst, was die Täter begangen haben? Darüber gehen die Urteile auf HNA-Anfrage auseinander: Während documenta-Sprecherin Henriette Gallus das Durham-Bäumchen klar als Kunstwerk einstuft, formulierte MHK-Sprecherin Natascha Callebaut zurückhaltender: „Es handelt sich um ein Gehölz, einen Apfelbaum, der im Zusammenhang mit einem konzeptionellen Kunstwerk steht“. Soll offenbar heißen: Alles Natürliche ist nun mal wandelbar und vergänglich. „Wenn so ein Baum selbst ein Kunstwerk wäre, dann müsste er ja ganz anders gesichert werden“, argumentierte die MHK-Sprecherin.
Gerade in der natürlichen Verletzlichkeit liege aber auch Potenzial für die Kunst, sagte wiederum documenta-Sprecherin Gallus: „Solche Vorfälle wie diese Zerstörung gehen in die Geschichte des Kunstwerks ein.“ Sie würden miterzählt, nachdem – wie für den kommenden Herbst geplant – ein Ersatzbaum an gleicher Stelle gepflanzt worden sei.
Gallus und Callebaut wiesen beide auf Parallelen zu Joseph Beuys’ Kasseler documenta-Arbeit „7000 Eichen“ hin. Auch dieses Werk habe dauerhaft Bestand, obgleich immer wieder einzelne Bäume ausgetauscht werden müssten.